Blick auf den Volksgarten © Wien Tourismus Christian Stemper

Mittelalter

Das Frühmittelalter

Das Christentum hat sich schon früh an der Donau verbreitet. Sankt Florian ist der erste Donau-Heilige. Weil er, der römische Staatsbeamte, sich weigerte, vor dem Kaiserbild Diokletians zu opfern, wurde er am 4. Mai 304 mit einem Mühlstein um den Hals bei Lorch in die Enns geworfen, die ihn mit kräftiger Strömung in Richtung Donau trieb. Dort, wo der Legende nach sein Leichnam anlandete, wurde später der Grundstein zum Chorherrenstift Sankt Florian gelegt. Trotz der politischen Wirren hat sich in den Donauprovinzen also eine rege frühchristliche Kultur entfaltet.

Der Untergang der römischen Macht

Der Untergang der römischen Macht in den Donauprovinzen war kein schlagartiges Ereignis, sondern zog sich als ein langer krisenhafter Entwicklungsprozess über Jahrzehnte hin. Der administrative Rahmen zerbröckelte. Nicht allein die kriegerischen Ereignisse, sondern auch wirtschaftlicher Niedergang und Bevölkerungsrückgang waren dafür verantwortlich. Die hoch entwickelte antike Infrastruktur, Straßen, Brücken Aquaedukte und Donauhäfen verfielen. Dem endgültigen Vorstoß der Germanen über die Donau am Ende des 5. Jahrhunderts konnten die Römer nichts mehr entgegensetzen. Da die späteren Bewohner, die germanischen Bajuwaren, aber im 6. Jahrhundert noch romanischsprachige Bevölkerung („Walchen“) antrafen, dürfen wir vom Überleben römischer und christlicher Kultur ausgehen.

Dem Exodus der römischen Soldaten und Beamten ist nämlich keineswegs die gesamte Provinzialbevölkerung gefolgt ist. Der Ausgang der römischen Militär- und Zivilgewalt ist nicht gleichbedeutend mit dem Ende der römischen Kultur. Und die Germanen, die sich auf römischem Territorium niedergelassen hatten, waren längst keine heidnischen Barbaren mehr. Ihre Reichsbildungen führten die römische Tradition fort. Es scheint sich eingebürgert zu haben, dass gerade die führenden Sippen der einwandernden Völker ihre Wohn- und Herrschaftssitze innerhalb alter Römermauern aufgeschlagen haben. Wir können solches neu aus den Ruinen sprießendes Leben an vielen Orten entlang der Donau feststellen, in Regensburg, Passau und Budapest.

Neues Leben blüht in den Ruinen

Im Zuge der Reorganisation des Kirchenwesens entstanden unter den bayerischen Herzögen zahlreiche Klöster als Zentren des Landesausbaus, Niederalteich, Metten, Niedernburg in Passau und Sankt Florian vor der Ennsmündung.

Karl der Große ist die nächste überragende Kaisergestalt, die uns nach der Römerzeit an der Donau begegnet. Mit ihm beginnt ein neues Kapitel unserer europäischen Geschichte. Im Jahr 800 ließ er sich in Rom zum Kaiser krönen und beanspruchte damit die Universalherrschaft seiner römischen Vorgänger. Karl und sein Sohn Pippin bedienten sich bei ihren Kriegs- und Missionszügen der Donau als Heerstraße. Kaiserliche Aufenthalte in Regensburg und Lorch sind historisch bezeugt. Bis tief nach Pannonien, ins heutige Ungarn, erstreckte sich das Karolingerreich. Die Nachfolger Karls des Großen bevorzugten Regensburg als Königsstadt. Auch die folgenden Herzöge aus sächsischem, fränkischem, welfischem und schließlich wittelsbachischem Geschlecht bezogen hier ihre Residenz. Fast alle Kaiser und Könige hielten sich längere Zeit in der Stadt auf und trafen von hier aus Entscheidungen für das Reich. Das Regensburger Emmeramskloster erlebte unter Reichsbischof Wolfgang eine geistige Blütezeit mit weiter Ausstrahlung. 975 gründete er eine Sängerschule, aus der die „Regensburger Domspatzen“ hervor gegangen sind. Besitzungen und Rechte des Regensburger Hochstifts erstreckten sich weit die Donau hinunter. Ein wichtiger Stützpunkt war Pöchlarn, das bis 1803 regensburgisch blieb.

Mission bei den Ungarn

Kaum zu glauben, dass die heute so freundlichen Ungarn die Nachkommen jener Magyaren sind, die in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts ganz Europa mit ihren Kriegszügen nach Art der Hunnen heimsuchten. Der Donau bedienten sie sich als Einfallsschneise für ihre Reiterangriffe. Doch dann schlug ihnen Kaiser Otto I. dermaßen aufs Dach, bzw. auf den Helm, dass sie gelobten, hinfort in Ungarn zu bleiben und christlich zu werden. Besonders Passau tat sich in der nun folgenden Ostmission des mittleren Donauraums hervor. Entlang der Donau entstanden nach 970 zahlreiche passauische Tochterkirchen. Die berühmteste sollte 1147 Wien werden. Der Wiener „Steffel“ erinnert ja noch heute an das Stephanspatrozinium des Passauer Doms. Vom 8. bis zum 11. Jahrhundert wuchs die Diözese Passau nicht nur zum größten Bistumssprengel des Donauraums, sondern des ganzen Römisch-Deutschen Reich heran! Ein spektakulärer Erfolg war dem Passauer Bischof Pilgrim bei den Ungarn beschieden. Seine Missionare tauften 973 den jungen Großfürsten Sohn Vajk unter dem Namen des Passauers Bistumspatrons Stephan (ungarisch István). Seine Hinwendung zum Christentum bekräftigte der junge Herrscher, als er sich 997 mit Gisela, der Schwester Kaiser Heinrichs II. des Heiligen vermählte. Mit ihr begegnen wir der ersten überragenden weiblichen Persönlichkeit an der Donau, der ersten christlichen Königin Ungarns, Gisela. Die Brautfahrt ging Donau abwärts – von Regensburg aus nach Esztergom. Ein Jahr nach der Jahrtausendwende empfing Stephan vom Papst die apostolische Königskrone und am Weihnachtstag desselben Jahres 1001 wurde er in der Burgkirche von Gran (Esztergom) zum König gesalbt. Die damals aus Rom geschickte „Stephanskrone“ (Szentkorona, Heilige Krone) hat bis heute nichts von ihrer Symbolkraft der Eigenständigkeit Ungarns eingebüßt.

Österreichs Geburt an der Donau

Nach der Ungarnmission wurde von Bayern aus die Besiedlung und Kolonisation der Ostmark erneut vorangetrieben. Ostmark (Marchia Orientalis), das war das 976 von Kaiser Otto II. den Babenbergern als Markgrafschaft verliehene Donauland ostwärts der Enns. In einer auf 996 datierten Schenkungsurkunde wird es zum ersten Mal Ostarrichi (Österreich) genannt. Die österreichischen Herzöge errichteten ihre Residenzorte an der Donau. Von ihrer ersten Burg in Pöchlarn zogen sie 984 nach Melk, dann um 1050 nach Tulln und 1106 nach Klosterneuburg und schließlich 1156 nach Wien.

Das Hochmittelalter

Auf der Donau ins Heilige Land

Im Zeitalter der Kreuzzüge kam der Donau die wenig friedliche Rolle als Heerstraße zu. Massen von Wallfahrern in mehr oder weniger frommer Absicht wälzten sich vom 11. bis ins 13. Jahrhundert entlang des Flusses, um über den Balkan und Kleinasien das „Heilige Land“ zu erreichen. Regensburg diente als Sammelplatz für die Kreuzritter. Die 1146 fertig gestellte „Steinerne Brücke“ ermöglichte den raschen Flussübergang für die gewaltigen Heerhaufen. An die Spitze des dritten Kreuzzugs stellte sich 1189 Kaiser Friedrich Barbarossa selbst. In Regensburg bestieg er mit seinem Hofstaat Donauschiffe, ihnen voraus glitten Lastkähne mit Proviant, Zelten und Waffen die Donau hinunter. Das Landheer marschierte auf der rechten Seite des Stroms weiter. Von Wien, damals bereits Residenzstadt der Babenberger, brach der Stauferkaiser weiter gegen Osten auf. Die prunkvollen Festlichkeiten an der Donau hinterließen bei den Zeitgenossen einen tiefen Eindruck. Freilich, nur wenige Kreuzfahrer erreichten ihr Ziel im Gelobten Land und noch weniger kehrten heim.

König Richard Das Herz des Löwen

Eine Episode der Kreuzzugszeit ist auch die spektakuläre Gefangennahme des englischen Königs Richard Löwenherz durch den österreichischen Markgrafen Leopold den Tugendhaften. Beide waren sie Teilnehmer des Kreuzzugs, gerieten aber in unversöhnlichen persönlichen Streit. Als King Richard 1192 unerkannt durch Österreich heimkehren wollte, geriet er in die Hände seines Feindes, der ihn auf Burg Dürnstein in der Wachau einsperren ließ und erst nach einer Lösegeldzahlung von 23 Tonnen Silber freigab. Leopold ließ von dem Geld die beiden Donau-Grenzstädte Enns im Westen und Hainburg im Osten ausbauen. Wien, seit 1156 Hauptort der Ostmark, erlebte durch umfangreiche Bautätigkeit fast eine zweite Gründung.

Kreuzritter und Krämer

Die neue Handelsstraße Ein Gutes bewirkten die Kreuzzüge doch: Der internationale Handel wuchs enorm an. Orientwaren fanden nun den Weg nach Westen. Und die Donau diente dabei als Verkehrsstrang. Blühende Handelsstädte säumten nun den Strom: Regensburg, Passau, Linz, Krems und Wien. Die erste Steinbrücke überspannt den Fluss in Regensburg, als neuntes Weltwunder bestaunt! Der Wasserweg ermöglichte die Beförderung großer Warenmengen. Die im europäischen Flusssystem einmalige West-Ost Richtung der Donau bot ihr eine Monopolstellung im von West nach Ost gerichteten Fernverkehr und Warentransit. Von Regensburg aus bildete sich seit dem 12. Jahrhundert über die bayerische und österreichische Donau bis Ungarn hinein ein einheitlicher, pulsierender Wirtschaftsraum heraus.

Ritter, Burgen und Minnesänger

Zeichen des hochmittelalterlichen Rittertums sind die Burgen, adelige Wohn- und Wehrbauten, die – um die „abgehobene“ Stellung des Inhabers zu zeigen – symbolhaft auf Bergeshöhen thronen. Und natürlich übten gerade die felsigen Hochufer der Donau auf Burgenbauer höchste Anziehungskraft aus. Weithin sichtbar als Pfeiler mittelalterlicher Herrschaftsbildung ragt heute noch eine stattliche Anzahl von Burgen empor. Donaustauf hinter Regensburg, Aggstein in der Wachau, die Felsenburg Devin vor Preßburg und die ungarische Königsburg Visegrad im Donauknie sind mächtige Monumente der europäischen Ritterzeit.

Die Nibelungen an der Donau

Wie unter einem Brennglas verdichten sich die Kreuzzüge und die höfische Zeit der Ritter und Minnesänger im Nibelungenlied, dem bedeutendsten mittelalterlichen Heldenepos. Der erste Teil des Liedes – die Siegfriedsage – hat den Rheingau zum Schauplatz. Doch der zweite Teil – der Zug der Nibelungen – spielt sich an den Gestaden der Donau ab. Man datiert die Abfassung des Epos in den Zeitraum von 1190 bis 1204. Namentlich ist uns der Verfasser nicht überliefert. Doch viele Indizien sprechen dafür, dass er aus dem bayerisch/österreichischen Donauraum stammte. Auffallend ist nämlich, dass er viele Donaustädte beschreibt, die er ganz offensichtlich von Augenschein kannte: Plattling, Passau, Eferding, Pöchlarn, Melk, Traismauer, Tulln, Wien und Hainburg. Durch alle diese Orte zogen die Nibelungen auf ihrem verhängnisvollen Weg nach Osten. Der Schauplatz des Endes des Dramas ist deutlich der ungarischen Königsresidenz Esztergom nach gezeichnet. Die legendäre „Nibelungenstraße“ ist also weitgehend identisch mit der „Straße der Kaiser und Könige“.

Die Wittelsbacher gründen Donaustädte

Anno 1180 übergab Kaiser Barbarossa das Herzogtum Bayern den Wittelsbachern. Über 700 Jahre lang, bis 1918, wird diese Adelsfamilie als Herzöge, Kurfürsten und schließlich als Könige über Bayern und damit über die bayerische Donau herrschen. Die wittelsbachischen Stadtrechtsverleihungen an Straubing (1218) und Deggendorf (1250) zeigen die Wichtigkeit, mit der die Herzöge die Wasserstraße behandelten. Mit dem Gewinn der großen Donaugrafschaft Bogen durch geschickte Heiratspolitik im Jahr 1242 setzten die Wittelsbacher über die Donau und erreichten den Bayerischen Wald. Nebenbei bemerkt, übernahmen sie von den Bogener Grafen die weiß-blauen Rauten in den bayerischen Wappenschild. Ende des 13. Jahrhunderts durchfloss die Donau von der Altmühl bis Engelhartszell beidseitig wittelsbachisches Territorium. Das Bistum Passau war durch kaiserliche Privilegierung 1220 zum Fürstbistum aufgestiegen, vereinheitlichte also geistliche und weltliche Gewalt „unter dem Krummstab“. Eine herausragende Persönlichkeit war Wolfger von Erla, der von 1194 bis 1204 auf dem Bischofsstuhl saß. In seinem Gefolge erscheint 1203 das einzige Mal der Minnesänger Walther von der Vogelweide in einer amtlichen Urkunde: Wolfger bezahlt „dem Sänger Walther von der Vogelweide sechs Solidi zu einem Pelz“. Bis zur Säkularisation 1803 herrschten die Passauer Fürstbischöfe unabhängig von Bayern und von Österreich. Aus Regensburg mussten sich die bayerischen Herzöge zurückziehen, nachdem die Stadt im 13. Jahrhundert mit Freiheitsrechten privilegiert worden war, die sie als Freie Reichsstand einzig und allein dem Kaiser unterstellte. Regensburg wurde zur sprichwörtlichen „verlorenen Hauptstadt Bayerns“. Bis zum Ausgang des Mittelalters repräsentierte die Stadt das größte und politisch wie wirtschaftlich und kulturell bedeutendste Gemeinwesen im gesamten süddeutschen Raum. Im Fondacco dei Tedeschi zu Venedig, dem Zentrallager der deutschen Kaufmannschaft, die mit dem Orient handelte, führten die Regensburger den Vorsitz. Der Minnesänger Wolfram von Eschenbach bewunderte in seinem Epos Parsifal die Regensburger Zindalstoffe (Seiden). Mitte des 13. Jahrhunderts begann man mit dem Bau des Doms Sankt Petrus. Bischof, Bürger, Klöster und auch der Herzog beteiligten sich daran, eine prächtige gotische Kathedrale im französischen Stil aufzutürmen. Dass sich der Bau bis 1869 hinziehen würde, damit hatte damals wohl niemand gerechnet.

Linz, allerhöchst habsburgisch privilegiert

Linz stand lange in Abhängigkeit der Passauer Bischöfe. Das änderte sich jedoch, als die Stadt im Jahr 1210 von den österreichischen Herzögen käuflich erworben wurde. Für sie war Linz, an der Grenze zu Bayern und inmitten der passauischen Donaubesitzungen gelegen, von hoher strategischer Bedeutung. Das mag die rasche Privilegierung und Erweiterung unter den Habsburgern erklären. Auf der eindrucksvoll über der Donau gelegenen Burg residierten die von den österreichischen Herzögen eingesetzten Hauptleute des „Landes ob der Enns“, aus dem sich allmählich das Land Oberösterreich herausbilden wird. Seit dem 13. Jahrhundert scheidet die Enns zwei Verwaltungsbezirke der Ostmark, bzw. des Herzogtums Österreich, nämlich das „Land unter der Enns“ (Niederösterreich) vom „Land ob der Enns“ (Oberösterreich).

Wien wird Hauptstadt Österreichs

Leopold III., genannt der Heilige, bezog 1106 seine Residenz in Klosterneuburg an der von Bergen umrahmten Pforte zum Wiener Becken. Sein Nachfolger Heinrich II. Jasomirgott ließ sich dann 1156 donauabwärts in Wien nieder. Diese aufstrebende Siedlung im klimatisch günstigen Wiener Becken bot reiche Entfaltungsmöglichkeiten. Entlang der Achse Kohlmarkt-Graben-Unter den Tuchlauben wohnten die Kaufleute, deren Warenangebot sich infolge der Kreuz- und Pilgerzüge beträchtlich erweitert hatte. Bald bezog man das neue Viertel um die neue Stephanskirche mit ein. Am Babenberger Hof zu Wien verkehrten Minnesänger wie Reinmar von Hagenau, Neithart von Reuenthal und der uns namentlich nicht bekannte Nibelungendichter. Von Walther von der Vogelweide stammt der Ausruf: „Daz ist der wünnecliche (wonnereiche) hof ze Wiene“. Ulrich von Lichtenstein ritt im Wonnemonat Mai des Jahres 1227 als Frau Venus verkleidet in die Stadt ein wurde von den Wiener Hofdamen gebührend gefeiert. Wien galt im 14. Jahrhundert als „nach Köln die größte Stadt des Reiches“. Wir schätzen ihre damalige Bevölkerung auf 20.000 Einwohner. Das ungarische Stephansreich zählte wegen seiner Goldvorkommen zu den reichsten und mächtigsten Staatwesen des mittelalterlichen Europa. Seine Könige residierten in Bratislava (das bis 1918 zu Ungarn gehörte), in Győr (deutsch: Raab), in Esztergom und Visegrad. Seit dem 14. Jahrhundert kristallisierte sich Buda als Hauptstadt heraus, noch getrennt von der jenseits der Donau liegenden Handelsstadt Pest.

Das Spätmittelalter

Die habsburgische Donaumonarchie: A.E.I.O.U.

Mit der Thronbesteigung Rudolfs I. begann 1273 die Reihe von römisch-deutschen Königen und Kaisern aus jener Familie, die bis 1918 die Geschicke des Donauraums bestimmt haben: Die Habsburger. Seit dem Amtsantritt Friedrichs III. (1440) wurde das Haus Habsburg bis 1806 regelmäßig mit der Kaiserwürde des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation betraut. Und unter Kaiser Friedrich III., zeigen sich zum ersten Mal die Konturen einer habsburgischen Donaumonarchie. Friedrichs sprichwörtliches Phlegma – er galt als „Des Reiches Erzschlafmütze“ – hatte nämlich eine außergewöhnlich lange Lebenszeit zur Folge (1415–1493), die ihn befähigte, Mitkonkurrenten und Gegner schlicht und einfach zu überleben. Das zu Beginn seiner Herrschaft zerrissene und gefährdete habsburgische Hausgut vermochte er seinen Nachfolgern ungeteilt und wohl bestellt zu übergeben.

Über dem Friedrichsportal des Linzer Schlosses lesen wir das Monogramm A.E.I.O.U. Die rätselhaften Buchstaben scheinen sich auf Friedrich III. zu beziehen und wir finden sie auch an anderen Orten, etwa in der Rupprechtskirche zu Wien. Bis heute spekuliert man darüber, was es bedeuten könnte: vielleicht „Austria Erit In Orbe Ultima“ (Österreich wird auf dem Erdkreis das Höchste sein) oder „Austriae Est Imperare Omne Universum“ (Es kommt Österreich zu, die ganze Welt zu beherrschen)? „Alles Erdreich ist Österreich untertan“ scheint eine spätere deutsche Erklärung zu sein.

Und damit nicht genug, die von Kaiser Friedrich III. eingefädelte Heiratspolitik hat das Haus Habsburg wirklich zur Weltmacht werden lassen. Darauf bezieht sich der Zweizeiler: „Bella gerant Alii, Tu felix Austria nube / nam quae Mars Aliis, dat tibi regna Venus“ (Kriege mögen die anderen führen, Du, glückliches Österreich heirate / denn die Reiche, die Mars den anderen gibt, werden Dir durch Venus zuteil). Es waren vier klug und weitsichtig geplante dynastische Ehen, die dazu führten: nämlich die Heirat des Thronfolgers Maximilians I. mit Maria von Burgund, die Spanische Heirat von Maximilians Sohn Philipp dem Schönen mit Johanna der Schwermütigen und die zwei Heiraten ins polnische Herrscherhaus, die den Habsburgern schließlich noch die böhmische Wenzelskrone und die ungarische Stephanskrone einbringen sollten. Um 1500 waren das Donau- und Alpengebiet im Wesentlichen unter den Habsburgern vereinigt. Der Dynastiename Habsburg und der Ländername Austria, Österreich, verschmolzen zu einem synonymen Begriff.

Renaissance in Ungarn

Ungarn erlebte noch einen goldenen Ausklang des Mittelalters. Unter König Matthias Corvinus und seiner schönen Gattin Beatrix von Neapel hielt die italienische Renaissance Einzug in den ungarischen Königsstädten. In Visegrad über der Donau erhob sich der erste Renaissance-Palast außerhalb Italiens. Künstler und Wissenschaftler bewunderten die kostbare Büchersammlung des Königspaares, die hochberühmte Bibliotheca Corvina in Buda. Die Matthiaskirche in Budapest erinnert noch heute an den vom Volk verehrten „guten König“. Doch nach dem Tod des Herrschers 1490 rückte von Südosten her eine neue Macht heran: Die Türken unter ihren mächtigen osmanischen Sultanen. Ungarn verwandelte sich für 200 Jahre zum Schlachtfeld zwischen den Habsburgern und den Osmanen.

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