Kapuzingergruft © Gudrun Krinzinger

Die Grabstätte der Habsburger in Wien

Die Kapuzinergruft in Wien

„Wer begehrt Einlass?“

Dreimal klopft der Zeremonienmeister an die Pforte des Kapuzinerklosters. Zweimal wird er abgewiesen, erst wenn seine Antwort „ein sündiger, sterblicher Mensch“ lautet, öffnet ein Kapuzinerbruder die Pforte der Klosters und der Sarg wird in der Kaisergruft zur letzten Ruhe gebettet.

Leider muss ich bei der Führung in der Kaisergruft erfahren, dass diese Einlasszeremonie ins Reich der Legenden gehört. Kein schriftliches Bestattungsprotokoll der Habsburger erzählt von der Anklopfzeremonie, erstmals erfolgte das Ritual mit den gesprochenen Worten bei der Bestattung von Kaiserin Zita im Jahre 1989. Nach Kaiserin Zita wurden noch zwei ihrer Söhne (Otto von Habsburg und Erzherzog Carl Ludwig) und eine Schwiegertochter (Regina von Sachsen-Meiningen) in der Gruft bestattet. Ein einziger Platz ist noch frei und diesen wird wohl Yolande de Ligne einnehmen, die Ehefrau von Erzherzog Carl Ludwig.

Kaisergruft © Gudrun Krinzinger
Kaisergruft © Gudrun Krinzinger

Die Geschichte der Kapuzinergruft

Ursprünglich war die Gruft für genau zwei Särge vorgesehen. Kaiserin Anna stiftete 1617 den Kapuzinern 10.000 Gulden für die Errichtung der Kapuzinerkirche und nochmals 12.000 Gulden für einen Altar und eine Gruft. Bereits ein Jahr später starb Anna mit 33 Jahren, ihr Gatte folgte ihr drei Monate später. Die Begräbnisstätte war noch lange nicht fertig, der Dreißigjährige Krieg verlangsamte das Bauvorhaben. Erst im Jahre 1633 konnten beide Särge in die Gruft unter der Kapuzinerkirche überführt werden.

Und eigentlich sollte es bei diesen beiden Särgen bleiben, doch der Tod übernahm die Regie. Innerhalb einer Woche starben beide Söhne Kaiser Ferdinands III. Seine Frau Maria Anna erlag einige Jahre später einer Schwangerschaftsvergiftung. Schließlich verfügte der Kaiser seine Beisetzung bei Frau und Kindern, und damit stapelten sich die Sarkophage in dem kleinen Raum übereinander. Da es nun bei den Habsburgern Brauch wurde, sich in der Kapuzinergruft begraben zu lassen, wurden die Räumlichkeiten mehrmals aus- und umgebaut. Heute ruhen 150 Personen in der Gruft, darunter 12 Kaiser und 19 Kaiserinnen.

Das Begräbnisritual der Habsburger

Der Tod der Habsburger war durch ein strenges Hofprotokoll geregelt. Nach dem Tod wurde der Körper seziert, die Eingeweide wurden entnommen und in Kupferurnen in der Herzogsgruft im Stephansdom bestattet. Das Herz kam in eine Silberurne und wurde in der Herzerlgruft in der Augustinerkirche beigesetzt. Die Körper wurden in Samt überzogene Holzsärge gelegt. Regenten erhielten schwarzen Samt und Goldstoff, Erzherzöge roten Samt und Silberstoff, Kinder bekamen weißen Samt. Diese Holzsärge wurden anschließend in den Prunksärgen bestattet. Für die Särge existieren zwei Schlüssel, über einen Schlüssel wacht ein Kapuzinerbruder, der andere wurde dem Obersthofmeister übergeben. Die vielen Sargschlüssel sind in einem eigenen Schrank in der Schatzkammer zu besichtigen.

Berühmte Habsburger in der Kapuzinergruft

Wer die zehn Räume der Kaisergruft durchquert, reist durch eine 400 Jahre lange Stilepoche. Am prunkvollsten ist sicherlich der im Spätbarock erbaute Doppelsarkophag von Kaiserin Maria Theresia und ihrem Gatten Kaiser Franz I Stephan von Lothringen. Schon zu Lebzeiten beschäftigte sich die Kaiserin mit ihrem Tod. Sie ließ den Sarkophag nach ihren Wünschen anfertigen. Auf den Seiten des Sargs sind Szenen aus dem politischen Leben der beiden Herrscher zu erkennen.

Ihnen zu Füßen liegt in einem schlichten und schmucklosen Kupfersarg Kaiser Josef II. Josef war das komplette Gegenteil seiner Mutter. Schon während seiner Regentenzeit ließ er alles Überflüssige abschaffen. Seine Gesinnung setzte sich auch bei der Auswahl seines Sarges durch.

Zwei Sarkophage ziehen besonders viele Besucher an. Im einen ruht Kaiser Maximilian von Mexiko, der jüngere Bruder von Kaiser Franz Josef, im anderen ist Kaiserin Sisi bestattet. Vor beiden Särgen werden Blumen und im Fall von Sisi sogar Liebesbriefe abgelegt.

Eine einzige Person in der Kaisergruft gehört übrigens nicht dem Hause Habsburg an. Es handelt sich um Reichsgräfin Karoline von Fuchs-Mollard, die Gouvernante von Kaiserin Maria Theresia und ihren älteren Kindern. Auf ausdrücklichen Wunsch der Kaiserin wurde sie in der Kaisergruft bestattet.

Wer wurde nicht in der Kapuzinergruft beerdigt?

Zwei wichtige Vertreter der Familie Habsburg fehlen in der Gruft. Der in Sarajewo ermordete Thronfolger Franz Ferdinand ließ schon zu Lebzeiten eine Familiengruft im niederösterreichischen Artstetten errichten. Seine Frau galt als nicht ebenbürtig, ihr wäre die letzte Ruhe in der Kaisergruft verweigert worden. Kaiser Karl ist auf Madeira bestattet. Zwar wurde und wird immer noch von einer Rückführung nach Wien gesprochen, doch eigentlich möchte man den Einwohnern Madeiras danke, dass sie den letzten Kaiser von Österreich aufnahmen. Eine Büste in der Kaisergruft erinnert an ihn.

Kontakt & Besucherinformation

Adresse: Wien 1., Neuer Markt

Öffnungszeiten: Täglich 10:00 – 18:00 Uhr, Donnerstag ab 9:00 Uhr

Eintrittspreise: Erwachsene: 7,50 €, div. Ermäßigungen: 6,50 €

www.kapuzinergruft.com

 

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