Hochzeiten an der Straße der Kaiser und Könige
Ein JA mit Noblesse
Die Wasser der Donau haben schon so manche Braut ihrem Eheleben entgegengetragen. Vor allem in jenen Tagen, als der Straßen- und Kutschenbau noch an Sicherheit und Komfort zu wünschen übrig ließen und die Schifffahrt ein wesentlich entspannteres Reisen erlaubte. So fiel auch die Wahl der bayerischen Herzogstochter Gisela aus Regensburg für ihre Brautfahrt nach Budapest zur Hochzeit mit dem späteren Ungarnkönig Stephan I. anno 995 auf die Donau.
Inwieweit die Verlobte des künftigen ungarischen Nationalheiligen die Entscheidung – sowohl für die Hochzeit wie für das Verkehrsmittel selbst getroffen hat, bleibt fraglich: Die Braut, die ihr frommes Leben als Äbtissin des Passauer Klosters Niederburg beschließen und per Papsterlass selig gesprochen werden sollte, war zu diesem Zeitpunkt erst 10 Jahre alt. Das sollte sie jedoch nicht daran hindern, als erste christliche Königin Ungarns und erste große Frau an der Donau in die Geschichte einzugehen.

Ihr letzter Lebensmittelpunkt Passau musste noch einige Jahrhundert auf das Spektakel einer Hochzeit gekrönter Häupter warten. Dafür kam die Dreiflüssestadt 1676 gar in den Genuss einer Kaiserhochzeit. Die Vermählung von Kaiser Leopold I. mit Eleonore Magdalene von Pfalz-Neuburg geriet zu einer Sternstunde der Stadtgeschichte. Wie der Habsburger seine Cousine zweiten Grades zur dritten Ehefrau nahm, ist auf einem großen Wandgemälde von Ferdinand Wagner im Sitzungssaal des Passauer Rathauses zu sehen. Für seine fast 200 Jahre später gestaltete Darstellung stützte sich der Künstler allerdings mangels Augenzeugenschaft auf einen Bericht des fürstbischöflichen Hofnotars Gentilotti.

Passauer Rathaussäle: Prächtige Gemälde zieren die Wände und Decken der im Barockstil gehaltenen Passauer Rathaussäle. Der Maler Ferdinand Wagner schuf neben der Hochzeit Kaiser Leopolds I. auch eine Szene aus dem vermutlich in Passau entstandenen Nibelungenlied.
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Weniger selten als in Passau wurden kaiserlich-königliche Hochzeiten in ihrer ganzen Pracht in Budapest gefeiert. Matthias Corvinus, seines Zeichens König von Ungarn, Kroatien und Böhmen, trat in der Matthiaskirche gleich zweimal vor den Traualtar. Erstmals 1461, um die böhmische Königstochter Katharina zur Seinen zu machen, ein zweites Mal kurz vor Heiligabend 1476. Da nahm der Herrscher der Beatrix von Aragón im Tausch gegen sein Ja-Wort das ihre ab.
Als Eroberer weiter Teile des Habsburger Reiches residierte Corvinus zeitweilig auch in Wien, wo nach der Habsburgischen Reichsrückgewinnung umso öfter hochherrschaftlich geheiratet wurde. Wie das geflügelte „Tu felix austria nube“ besagt, insbesondere ab Maximilian I. mit machtpolitischem Kalkül. Die Habsburger erheirateten sich Burgund (in Gent) und Spanien (in Valladolid) und mit einer prunkvollen Doppelhochzeit im Rahmen eines Fürstentages im Wiener Stephansdom 1515 auch ins böhmische Königshaus ein.
Mit Ludwig und Maria bestand eines der Brautpaare aus zwei erst neunjährigen Kindern, die zwölfjährige Anna bekam mit dem 56jährigen Kaiser Maximilian allerdings einen durchaus reifen Ehemann. Wenn auch nur als Stellvertreter und Platzhalter für dessen Enkel Ferdinand, der erst nach der Klärung der spanischen Thronfolge für die Paarbeziehung mit Anna frei wurde

Mit Maria Theresia war es dann eine Nachfahrin von Maximilian, die sich beim Heiraten der Staatsräson verweigerte und mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Erzieherin Gräfin „Mami“ Fuchs die Hochzeit mit Franz Stephan von Lothringen durchsetzte, in den sie sich schon als Kind unsterblich verliebt hatte. Als ihr Gemahl beim Schwiegervater in spe Karl VI. um die Hand der jungen Habsburgerin anhielt, tat er dies in einem maßgeschneiderten Prachtgewand im Wert von 300.000 Gulden. Ein Betrag, um den man ebensoviele Herrenschuhpaare erwerben hätte können. Die Prunkhochzeit mit dem „schönen Franzos'“ fand am 12. Februar 1736 in der Augustinerkirche in Wien statt. War Maria Theresia selbst bei der Partnerwahl dem Herzen gefolgt, zwang sie ihre zahlreichen Kinder jedoch in genau die politischen Vernunftehen, die sie selbst bekämpft hatte.

Ihrem ebenso legendären wie jung verwitweten Sohn Joseph II. setzte sie nach dem Tod seiner geliebten spanischen Gattin Isabella die Maria Josepha von Bayern als Braut zur Seite. Dass eines der Hochzeitsgeschenke in einer neuen „italienischen“ Oper von Christoph Willibald Gluck nach einem Libretto des Hofdichters Metastasio bestand, war bestimmt kein angemessenes Trostpflaster für
die erzwungene Verbindung, die der Sohn einging – widerstrebend, aber doch. Vom Cembalo aus dirigierte Erzherzog Leopold die Opernaufführung. Wenig später sollte seine eigene Hochzeit zur Vorwegnahme der britischen Romantikfilmkomödie „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ mit Hugh Grant und Andie MacDowell in den Hauptrollen geraten: Mitten im ausgelassenen Hochzeitstreiben verstarb sein Großvater Karl VI an einem Schlaganfall, woraufin Mutter Maria Theresia den Thron besteigen musste.
Wie ihren anderen Kindern auch bliebt der Tochter Maria Antonia vulgo Marie Antoinette die arrangierte Heirat nicht erspart. Die mit 57 Kutschen und 350 Pferden absolvierte Brautreiseroute führte entlang der Donau. Stromaufwärts, denn der Ehehafen lag in Paris.
Einige Jahrzehnte später nahm die Wittelsbacher Prinzessin Elisabeth den umgekehrten Weg. Unter großer gesellschaftlicher Teilnahme schiffte sich der 17jährige Teenager im April 1854 in Passau nach Wien ein, um sich – einmal mehr in der Augustinerkirche – mit Maria Theresias Nachfahren Franz Joseph I. zu vermählen. Dass die Ehe nicht unter dem besten Stern stehen sollte, zeigte sich bereits bei der Hochzeitsreise auf der Donau Richtung Wien. In den gefürchteten Strudeln und Engstellen von Grein lief die kaiserliche Dampfyacht „Adler“ auf Grund. Um ein Haar wäre das Brautpaar mitsamt der Besatzung untergegangen, überstand die Havarie allerdings unversehrt und setzte die Flitterwochen auf der Ersatzyacht „Hermione“ fort.
Ein tragisches Ende fand bereits viele Jahrhunderte zuvor die Ehe des Herzogssohns Albrecht mit der sagenhaft schönen Agnes Bernauer im Donauort Straubing. Der Wittelsbacher Adelsmann und die seinem Stand so gar nicht gemäße Tochter eines Baders hatten einander um 1428 vermutlich bei einem Turnier in Augsburg kennengelernt. Das verliebte Paar heiratete heimlich, was aus der lässlichen eine Staatsaffäre machte. Nach zwei Ehejahren im Straubinger Herzogsschloss ließ Schwiegervater Ernst „die Bernauerin“ festnehmen, als „pöses Weib“ verurteilen und unter der Straubinger Donaubrücke ertränken, um etwaigen Thron- und Erbfolgestreitigkeiten vorzubeugen.
Agnes-Bernauer-Kapelle
Die Gedenkkapelle für Agnes Bernauer hat Herzog Ernst I., ihr Schwiegervater, im Jahr nach ihrem Tod gestiftet. Sie war das sichtbare Zeichen der Versöhnung mit seinem Sohn Albrecht III. Dieser Versöhnung im Hause Wittelsbach waren Monate mit heftigen Auseinandersetzungen zwischen Vater und Sohn vorausgegangen, in deren Verlauf Albrecht III. seinen Vater sogar mit Krieg bedrohte.
Die spätgotische Kapelle auf dem historischen Friedhof St. Peter beherbergt ein wunderbares Rotmarmorepitaph der Bernauerin. Sie ist darauf in der Kleidung Münchner Patrizierinnen des 15. Jahrhunderts dargestellt und trägt eine lange Gebetskette in ihren Händen, ein gebräuchliches Hochzeitsgeschenk des Bräutigams an seine Braut. Zu ihren Füßen liegen zwei Hündchen als Symbole der Treue. Die Kapelle ist im Rahmen von Führungen, zu buchen über das Amt für Tourismus und Stadtmarketing, zugänglich. Außerhalb von Führungen können Besucher durch das Gitter einen Blick auf die Kapelle und das Bernauerepitaph werfen.
Herzogsschloss mit Rittersaal
Im Straubinger Herzogsschloss hat Agnes Bernauer rund zwei Jahre mit Herzog Albrecht III. gelebt und dabei sicherlich auch den imposanten Rittersaal kennengelernt und vielleicht auch darin getanzt. Dieser Saal stammt aus den 1420-er-Jahren. Er war im Spätmittelalter einer der größten Festsäle im deutschsprachigen Raum. Der Rittersaal ist im Rahmen von Führungen zu besichtigen. Er dient als Veranstaltungssaal, beispielsweise für Konzerte und Empfänge.
Karmelitenkirche Hl. Geist
Die Karmelitenkirche wurde ebenfalls in der Zeit des Herzogtums Bayern-Straubing-Holland erbaut, ab 1368. Sie war die Hofkirche der Wittelsbacher in Straubing. Deshalb ist Herzog Albrecht II. hier bestattet. Sein Hochgrab aus dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts ist eines der wertvollsten spätgotischen Grabdenkmäler in Süddeutschland.
Und auch Agnes Bernauer wollte sich hier begraben lassen. Sie stiftete bereits zu Lebzeiten einen Altar in der Karmelitenkirche, verbunden mit einer Ewigen Messe. Zwei Monate nach ihrem Tod erneuerte und erweiterte Herzog Albrecht III., ihr Gemahl, diese Stiftung.
Agnes Bernauer wurde wohl, ihrem Wunsch gemäß, im Kreuzgang des Karmelitenklosters bestattet. Ihr Grab ist allerdings bislang noch nicht aufgefunden worden, was auch mit den grundlegenden Umbauten des 17. und 18. Jahrhunderts zusammenhängen dürfte. Die Kirche ist tagsüber zugänglich und zu besichtigen.
Agnes-Bernauer-Festspiele
Der Agnes-Bernauer-Festspiel-Verein bringt alle vier Jahre die Geschichte von Leben, Liebe und Tod Agnes Bernauers im Innenhof des Herzogsschlosses auf die Bühne. Rund 200 Laiendarsteller laden dann (das nächste Mal 2019) zu einer Zeitreise ins Spätmittelalter ein.
Das stromaufwärts gelegene Regensburg, aus dem einst die selige Gisela auf große Brautfahrt ging, kann eine der letzten großen Adelshochzeiten an der Straße der Kaiser und Könige für sich in Anspruch nehmen: Am 3. Mai 1981 ging mit Freibier fürs Volk das glamouröse Hochzeitsspektakel über die Bühne, bei dem „Punkprinzessin“ Mariae Gloria Gräfin von Schönburg-Glauchau mit Johannes von Thurn und Taxis das 11. Oberhaupt der berühmten deutschen Adelssippe ehelichte. Der Galawagen, in dem sie zur Hochzeit fuhr, ist im Marstallmuseum Regensburg zu besichtigen.
Dass das bayerische Wappen über der Stadt das unverkennbare blau-weiße Rautenmuster führt, ist übrigens auch einer hochherrschaftlichen Hochzeit zu verdanken. Es stammt vom Bogenberg an der Donau und gelangte durch die Heirat der Bogensberger Gräfin Ludmilla mit dem bayerischen Herzog Ludwig 1204 vom „heiligen Berg Niederbayerns“ ins bayerische Wappen.
- Schloss Thurn und Taxis in Regensburg
- Die Agnes-Bernauer-Gedenkkapelle und das Herzogsschloss in Straubing
- Das Rathaus von Passau mit dem Gemälde von Ferdinand Wagner im Sitzungssaal
- Die Augustinerkirche Wien
- Das Sisi Museum Wien in der Hofburg
- Der Wiener Stephansdom
- Die Budapester Matthiaskirche
Heiraten an der Donau…
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Links zu Heiratstipps an der Donau Oberösterreich