Esztergom Stúrovo Marie Valerie Brücke (c)AquaPhone Festival

Wer Europa verstehen will, muss die Donau bereisen

Wer Europa verstehen will, muss die Donau bereisen

Ohne den Anspruch, die Donauregion zu erkunden und zu verstehen, wird auch ganz Europa nie verstanden werden. Mit der Erzählung von einem „Europa an der Donau“ startet eine mehrtägige Expedition an den wohl berühmtesten Fluss des Kontinents, die die Frage beantworten will, was dieses „andere Europa“ an der Donau ausmacht. Wir wollen verstehen, wie dort die Menschen denken, sehen, fühlen und schmecken. Wir sind auf der Suche nach den Charakteristika des Donau-Europäischen und lernen dabei konkrete Orte, Ereignisse, Personen und Geschichten kennen.

Auf unserer Route von Linz nach Novi Sad und Timişoara zeigt sich ein „liquider Raum“ in ständigem Wandel. Er bewegt sich seit vielen Jahrhunderten zwischen Okzident und Orient. Hier sind die Nachwehen der jüngsten politischen Umwälzungen der Wendezeit immer noch spürbar. Die Wunden und Spuren von Faschismus und Kommunismus wirken in den Gesellschaften und der Stadtarchitektur nach. Auf der anderen Seite bilden überraschende technologische Innovationen und künstlerische Kreativität einen scharfen Kontrast zur fließenden Geschichte. Die reiche kulturelle Vielfalt macht Donau-Europa zu einer einzigartigen Region der Welt.

Pendel zwischen Ost und West

Der mittlere Donauraum „bewegt sich“ seit Jahrhunderten wie ein Pendel oder eine Fähre zwischen den Mächten und Einflüssen des Okzidents (z.B. Christentum, Euro-Atlantische Kooperation) und des Orients (z.B. Osmanisches Reich, Sowjetunion) hin und her, und bildet damit einen fließenden Übergang, einen „liquiden Raum“ zwischen Ost und West.

Esztergom – Ein Bekenntnis zum Westen: Diese Kleinstadt ist ein symbolischer Ort des Bekenntnisses zur westlich-christlichen Welt in Ungarn. Die riesige Kuppelbasilika thront direkt am Fluss und ist für die Ungarn ein heiliger Ort. Es ist der Geburtsort des Staatsgründers König Stephan des I. (des Heiligen). Seine Krönung fand ebenfalls hier statt, die gleich zu setzen ist, mit der klaren Richtungsentscheidung der vom Osten kommenden Ungarn für die westlich-christliche Kultur.

Visegrád – Mitteleuropäisches Bündnis mit Weitblick: 1991 wurde hier die Visegrád-Gruppe gebildet, der heute Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn angehören. Die Kooperation geht auf ein Gipfeltreffen des polnischen, des böhmischen und des ungarischen Königs im Jahr 1335 zurück. Die Burg von Visegrád bietet ein herrliches Panorama des Donauknies – ein perfekter Ort, um über die V4 mehr zu erfahren und über ihre künftige Rolle nachzudenken.

Budapest und Pécs – Auf osmanischen Spuren: Im Mittelalter wurde Ungarn in drei Teile zerrissen, und zwei Drittel wurden vom Osmanischen Reich besetzt. Das Pendel schlug nun Richtung Orient aus – die heute noch stehenden Moscheen in Pécs und die Reste der türkischen Bäder in Budapest zeugen davon.

Esztergom Basilika (c)Mtu.gov.hu
Esztergom Basilika (c) Mtu.gov.hu

Um 1989 war die Richtungsentscheidung für die westlich-demokratische Weltordnung eindeutig, und heute sind bis auf Serbien alle Länder unserer Route Mitglieder der EU. An dieser Zugehörigkeit ist nicht zu rütteln, auch wenn in den vergangenen Jahren viel über Europa als Wertesystem oder aktuell über den Einfluss Russlands diskutiert wird. Um diese Diskurse besser verstehen zu können, muss man zunächst die jahrhundertelange Pendelbewegung zwischen Orient und Okzident verstehen.

Die Metapher des Pendels lässt sich auch auf die Bewegung der Menschen übertragen: Sie haben sich jahrhundertelang freiwillig und unfreiwillig bewegt (Landnahmen, Ansiedlung, Flucht, Vertreibung, Auswanderungen, Gastarbeit). Auch diese Transfers fanden mal von West nach Ost (z.B. Donauschwaben, Sachsen), mal umgekehrt (z.B. Gastarbeiter aus dem ehemaligen Jugoslawien, Flüchtlinge vom Balkan oder aktuell aus der Ukraine) statt. In den letzten zwei-drei Jahrzehnten werden diese Bewegungen auch mit den Begriffen „brain drain“ (von Ost nach West), sowie Technologietransfer und Investitionen (von West nach Ost) in Verbindung gebracht.

Umbruch und Transformation

Donau-Europa bedeutet anhaltende urbane und soziale Veränderung: Man gewinnt rasch den Eindruck, dass weder die Gesellschaften noch die Städte jemals zu Ruhe kommen. Alles wird umstrukturiert, neu organisiert und umgebaut. Städte wie Linz, Bratislava, Győr oder Novi Sad sind mit den Zuständen von vor 30 Jahren überhaupt nicht zu vergleichen. Ein besonders anschauliches Beispiel für den systematischen gesellschaftlich-urbanen Wandel liefert eine Donaustadt, die weit vor dem ehemaligen Eisernen Vorhang liegt: Linz.

Ars Electronica Center Linz bei Nacht
Ars Electronica Center Linz ©linztourismus ES 2017

LinzVon der Kulturhauptstadt des „Führers” zur Kulturhauptstadt Europas: Aus der ehemaligen grauen Industriestadt wurde ein europäischer Ort der Innovation. Die einstige Lieblingsstadt des „Führers” wurde im Jahr 2009 tatsächlich Kulturhauptstadt – wenn auch unter völlig anderen Vorzeichen –, und durfte ganz Europa ihre Geschichte erzählen. Das Kulturjahr wurde mit der Ausstellung „Kulturhauptstadt des Führers” eröffnet und sorgte für Kontroverse. Aber Linz (hat sich) verändert und steht heute für Kreativität und Vernetzung, bleibt jedoch spannend kontrastreich. Mit dem Lentos Kunstmuseum und dem Ars Electronica Center bestimmen zwei berühmte Einrichtungen das Donauufer, die das neue Profil der Stadt bestens repräsentieren.

https://ars.electronica.art/center/de/

https://www.lentos.at/

Höhen und Tiefen des 20. Jahrhunderts

Die Donau ist jener Fluss, an dem sich immer wieder Europas Geschicke entschieden haben. Anders formuliert: Hätten sich diese Ereignisse anders abgespielt, wäre Europa heute ein anderer Kontinent. Die Geschichte dieses Raumes bewegte sich stets zwischen großen Schicksalsschlägen und glorreichen Momenten der europäischen Geschichte, die bis heute wirken. Trotz aller Heldentaten und der Liebe zur Freiheit überwiegt jedoch der Eindruck einer insgesamt tragischen Geschichte, die einige Traumata und viele Friedhöfe hinterlassen hat. Diese Tragik wird in den Kulturen des Donauraumes oft durch Humor, Witz, (Selbst-)Ironie und Sarkasmus erfolgreich aufgelöst.

Insbesondere die Ereignisse des 20. Jahrhunderts haben tiefe Spuren und Wunden hinterlassen, mit denen die Gesellschaften und Völker entlang der Donau nicht immer umgehen können. Revolutionen, Kriege, Faschismus und Kommunismus haben die Grenzen zwischen Tätern und Opfern auf unglückliche Art und Weise verwischt, zu viele Menschen sind bis heute persönlich betroffen, während manche politische Parteien versuchen, aus den Fragen der Geschichte ihr politisches Kapital zu schlagen.

Sopron – Europäisches Picknick am Tor zur Freiheit: Die internationale Fahrradroute Iron Curtain Trail – EuroVelo 13 führt entlang des Eisernen Vorhangs, der Europa ein halbes Jahrhundert lang in Ost und West teilte. Der Schauplatz des sog. Paneuropäischen Picknicks 1989 in der Nähe von Sopron, an der österreichisch-ungarischen Grenze gelegen, ist heute Träger des Europäischen Kulturerbesiegels. Sie erinnert an einen Wendepunkt des historischen Transformationsjahrs 1989. Bei der Friedensdemonstration kamen etwa 700 DDR-Flüchtlinge über ein Grenztor nach Österreich.

https://de.eurovelo.com/ev13/hungary

https://culture.ec.europa.eu/de/cultural-heritage/initiatives-and-success-stories/traeger-des-europaeischen-kulturerbe-siegels

„Liberland“ – Eine Spaß-Republik als Warnung: Dieser Kryptostaat ist ein kleines Stück Donauland zwischen Kroatien und Serbien, das niemand haben will. Die hier ausgerufene „Spaß-Republik“ sollte als Warnung verstanden werden, dass die Balkankriege der 90-er Jahre nicht lückenlos abgeschlossen sind.

Vukovar – Zwischen Kriegswunden und Zukunftsperspektiven: Vukovar darf keinesfalls auf die Jugoslawien-Kriege der frühen 1990-er Jahre reduziert werden, auch wenn die Stadt mit dem zerschossenen Wasserturm ein Memento eben dieser furchtbaren Zeit ist. Inzwischen gibt es ein ganz anderes Vukovar, wo viel Kultur zu entdecken ist: von der Steinzeit (Museum der Vučedol-Kultur) bis hin zur zeitgenössischen Kunst. Das Vukovar Film Festival widmet sich neuen Produktionen aus dem Donauraum.

https://vucedol.hr/en/

DDR-Flüchtlinge an der ungarisch-österreichischen Grenze beim Paneuropäisches Picknick 1989. (c) Tamás Lobenwein, mit Genehmigung der Stiftung Paneuropäisches Picknick '89
DDR-Flüchtlinge an der ungarisch-österreichischen Grenze beim Paneuropäisches Picknick 1989. (c) Tamás Lobenwein, mit Genehmigung der Stiftung Paneuropäisches Picknick '89

Auf unserer Entdeckungsreise durch Donau-Europa werden wir auch viele Orte der Schrecken des 20. Jahrhunderts finden. Ob Mauthausen in der Nähe von Linz oder die weniger bekannte Sternenfestung im ungarischen Komárom, das Ende 1944 als Sammellager für Deportierte aus der ungarischen Roma-Bevölkerung diente. Die objektive Aufarbeitung der Geschichte ist in den meisten Ländern des Donauraumes immer noch eine Herausforderung. Zu rasch war die Transformation, zu viele sind nach wie vor direkt betroffen, aber zu stark sind auch die parteipolitischen Interessen. Kleiner Tipp: Denkmäler und Gedenkstätten verraten viel über den Umgang mit der Erinnerungskultur – ein Blick auf die vielen unterschiedlichen Monumente in Budapest reicht, um so manche Kontroversen zu begreifen.

Kreativität, Innovation und die Fragen der Zukunft

Die Donau ist weltweit der einzige Fluss, auf dem die Flusskilometer nicht von der Quelle, sondern von der Mündung gezählt werden. Daher steht der Null-Kilometer-Stein auch nicht irgendwo im Schwarzwald, sondern an der Schwarzmeerküste. Der Grund dafür ist, dass man sich im Quellgebiet nicht auf einen Punkt einigen konnte. So hat man die Donau einfach umgedreht. Man findet immer eine Lösung: Ist das die „donauische“ Lebensphilosophie? Die Quelle für Kreativität und Innovation in Donau-Europa? Unsere Expedition wird zeigen, dass mit diesem Erneuerungsgeist nicht mehr eine klischeehafte Folklore des pfiffigen und erfinderischen Osteuropäers gemeint sein kann. Die Region ist heute ein blühendes Land der neuesten Technologien, Startups und Designstudios, der Kreativwirtschaft und der Erfindungen. In der Region Bratislava, in Győr, Esztergom oder Kecskemét werden nicht nur neue Autos gebaut, es sammelt sich auch das Know-how an den anschließenden Hochschulen und Universitäten. Novi Sad ist ein Zentrum der internationalen Gaming-Industrie, eine Hochburg der Informatik und der zeitgenössischen Künste.

Neue, kreative Orte sind in vielen Städten der Region entstanden, oftmals aus alten Industrieanlagen oder anderen verfallenden Bauten, die für die Zwecke der Kunst, der Kultur und der Bildung umfunktioniert wurden.

Novi Sad - Neues Kulturzentrum Svilara (c)Vladimir Veličković
Novi Sad - Neues Kulturzentrum Svilara (c)Vladimir Veličković

Pécs – Porzellanfiguren zum Wachküssen: Das Zsolnay Kulturviertel-Projekt ist ein Leuchtturm des Kulturhauptstadt-Jahrs 2010: Das Quartier entstand auf dem Gelände der Zsolnay-Porzellanmanufaktur – gegründet vom großen Erfinder Vilmos Zsolnay, der einst die ganze Monarchie belieferte. Das neue Kulturzentrum ist eine Märchenwelt aus bunten Lebkuchen-Gebäuden, alten Schornsteinen und Keramikfiguren. Das Areal beherbergt eine zeitgenössische Galerie, die Kunstfakultät der Universität, ein Puppentheater, ein Planetarium, ein Zukunftsmuseum für Kinder und Familien, das Zsolnay-Porzellanmuseum und Cafés.

Novi Sad – neue Brücken nach Europa. Im Kosovo-Krieg wurden noch vor 22 Jahren die Donaubrücken bombardiert, nun ist Novi Sad Kulturhauptstadt Europas 2022 unter dem Motto „For New Bridges“. Novi Sad (Neoplanta, Újvidék, Neusatz) ist stolz auf ihre multikulturelle Tradition, versucht sich jedoch auch neu zu erfinden. Mit den Kulturzentren „Svilara“ (ehem. Seidenfabrik) und „Egység“ (ehem. Jagdverein) sind neue „Cultural Stations“ entstanden. Das sogenannte „China Quarter“ beeindruckt als Hafen alternativer Kultur. Es ist eine ehemalige Industriezone mit kleinen Werkstätten und Betrieben: Es ist ein Ort, an dem man den immergrünen Rock’n’Roll-Geist in der Luft spüren kann.

https://novisad2022.rs/en/home-3/

Getrennt und doch verbunden – voller Widersprüche und Geheimnisse

Auch die Donau selbst ist mal Grenze, mal Brücke gewesen. Die sprachlich-kulturelle Heterogenität, die ständigen Bewegungen und die Auseinandersetzungen führten dazu, dass die Donau sowohl Grenze wie auch Verbindung wurde. Dieser Widerspruch macht das andere Europa an der Donau so spannend und manchmal geheimnisvoll. Sogar ein und dieselbe Brücke konnte mal verbinden und mal ganze Systeme voneinander trennen wie man das am Beispiel der Nibelungenbrücke in Linz eindrucksvoll feststellen kann.

Komárom/Komárno – Die Donau trennt, die Donau verbindet: Die beiden Städtchen Komárom und Komárno waren einst eine Stadt. Die beiden Stadtteile wurden 1892 mit der stolzen Elisabethbrücke miteinander verbunden. Die Teilung der Stadt war eine Folge der Verträge von Versailles (des Trianon-Vertrags) von 1920. Während des Kommunismus war die Grenze ähnlich streng bewacht wie der Eiserne Vorhang im Westen. Der politische Umbruch 1989 hat sie bereits durchlässiger gemacht, und mit dem Beitritt der Slowakei und Ungarns zur EU (2004) und zum Schengen-Raum (2007) wurde eine Art „Wiedervereinigung“ auf europäischer Ebene vollzogen.

Esztergom/Štúrovo – Der Fluss erzählt Geschichten: Symbolträchtig ist auch die Marie-Valerie-Brücke, die Esztergom mit dem slowakischen Štúrovo – ungarisch Párkány – verbindet. Die 1944 gesprengte Brücke wurde erst 2001 wieder aufgebaut. Das ehemalige Brückenwächter-Haus von Štúrovo ist eine internationale Künstlerresidenz. Das Aquaphone Festival erinnert an die voneinander getrennten Menschen – oftmals Verwandte –, die an windstillen Abenden zur Donau gingen, um miteinander zu sprechen. Das Wasser übertrug ihre Stimmen zum anderen Ufer. Das kleine Festival ehrt die Sehnsucht der Menschen, miteinander zu reden und ihren Erfindungsgeist, Grenzen und Entfernungen unter erschwerten Bedingungen zu überwinden.

http://www.bridgeguard.org/

Esztergom Stúrovo Marie Valerie Brücke (c)AquaPhone Festival
Esztergom Stúrovo Marie Valerie Brücke (c)AquaPhone Festival

Einzigartig weltweit – Vielfalt der Kulturen und Sprachen

Die Donau ist der einzige Fluss in Europa (und der Welt), an der eine so dichte Vielfalt von Ethnien, Kulturen, Sprachen, Konfessionen und Schriften neben- und miteinander existiert. Damit steht die Donau einzigartig für die gern zitierte Vielfalt unseres Kontinents. Die Länder haben es bis heute oft schwierig miteinander, sie waren auch viele Male verfeindet, aber immer wieder auch aufeinander angewiesen. Schließlich konnte sich keine Macht, keine Nation von ihnen dauerhaft durchsetzen und lange alleine regieren. Trotz aller Zwist gehen die Identitäten, Bräuche, Dialekte, Speisen usw. stets ineinander über, was den großen Reichtum des Donauraumes unterstreicht.

Piaţa Unirii_Timisoara (c)Cornel Putan
Piaţa Unirii_Timisoara (c)Cornel Putan

Bratislava – kleines-großes Mitteleuropa: Die Vielfalt Bratislavas (Pressburg/Pozsony/Prešporok) wird heute von den eigenen Bewohnern neu entdeckt. Die verschiedenen Schichten der Stadtgeschichte, die deutschsprachige, die österreichische oder die ungarische Prägung werden immer interessanter. „Viele merken” stellt der Autor Michal Hvorecky fest, „dass das auch wir sind, dass das kein Nachteil, sondern ein Vorteil für uns ist, dass das unser Erbe ist. Auch das Jüdische, waren doch große Teile der Stadt früher jüdisch geprägt. Die Menschen stellen sich die Frage: Was davon sind wir?” Entsprechend gibt es thematische Stadtspaziergänge im Angebot.

Timişoara – Die Vielfalt rückt in neues Licht: Die künftige Kulturhauptstadt Europas 2023 ist ein Ort der Multiethnizität und des Multilingualismus. Das rumänische, das deutsche und das ungarische Theater sind ein starkes Symbol des europäischen Zusammenlebens im Donauraum. Timişoara (Temeswar, Temesvár) erzählt eine kontrastreiche europäische Geschichte, aber aktuell auch von einem innovativen kulturellen Aufbruch. Das Motto der Kulturhauptstadt „Light Up Your City!“ erinnert an die Vorreiterrolle der Stadt in der Technik (öffentliche elektrische Beleuchtung) und während der Revolution von 1989 – gleichzeitig definiert es eine neue Aufgabe für die Zukunft.

https://timisoara2023.eu/en/

Die zahlreichen Minderheiten hatten nie ein einfaches Leben entlang der Donau. Die jüdische Kultur war im Donauraum allgegenwärtig, aber das beginnende Aufblühen des Judentums fand mit dem II. Weltkrieg ein besonders tragisches Ende. Dennoch gibt die Wahrung der jüdischen Traditionen, ja sogar die Entwicklung eines neuen, aktiven, selbstbewussten jüdischen Lebens in Städten wie Wien oder Budapest Hoffnung. Das Straßenbild im Wiener Leopoldstadt oder das kulturell-religiöse und kulinarische Leben im Jüdischen Viertel Budapests liefern gute Beispiele dafür.

Das Zusammenleben mit den verschiedenen, verstreut lebenden Gruppen der Roma und Sinti gehört ebenfalls zum Donauraum. Ihr Anteil an der Bevölkerungszahl in Rumänien, Bulgarien, Serbien, der Slowakei und Ungarn ist signifikant – ihre Teilnahme am öffentlichen Leben jedoch gering. Der Alltag vieler Roma-Familien besteht aus Armut. Gerade deshalb ist es wichtig, jene positiven Beispiele wahrzunehmen, die nicht nur hoffnungsvoll sind, sondern als Modell dienen können – sei es das Ghandi Gymnasium, eine Vorzeigeschule in Pécs oder die Förderprogramme des berühmten Musikers Ferenc Snétberger.

Dr. Márton Méhes (c) Aleš Rosa for PI2025
Dr. Márton Méhes (c)Aleš Rosa for PI2025

Text: Dr. Márton Méhes

Erfahrener internationaler Kulturmanager, Dozent und Berater mit nachweislicher Erfahrung in transnationalen und europäischen Kulturprojekten und in der Zusammenarbeit mit Organisationen im gesamten Donauraum und Europa. Initiator und Koordinator des jährlichen regionalen Literaturprogramms „Donau Lounge“ auf der Buch Wien International Book Fair and Festival.  Erfahren in den Bereichen Projektmanagement, strategische Planung, Kulturdiplomatie, Projektanträge, interkulturelle Zusammenarbeit, institutionelle Verwaltung und Veranstaltungsmanagement. Starke Fachkraft für internationale und kulturelle Angelegenheiten mit einem Doktor der Philosophie (PhD.) in Linguistik.

Im Rahmen des Interreg EU-Projekts „Transdanube Travel Stories“ ist eine neue thematische Reiseroute mit dem Titel „Europa an der Donau“ entstanden. Es ist eine von sechs miteinander verbundenen neuen Erzählungen, wobei jede Route einen bestimmten Abschnitt der Donau bereist. „Europa an der Donau“ fokussiert auf den mittleren Verlauf des Flusses mit geschichtsträchtigen Orten, überraschenden Zusammenhängen und spannenden Attraktionen in Ostösterreich, der Slowakei, Ungarn und Nordkroatien, sowie mit Ausblicken in die Europäischen Kulturhauptstädte Novi Sad in Serbien und Timişoara in Rumänien.

Weiter Informationen zum Projekt und die ganzen Geschichten können Sie hier lesen und finden: 

https://www.interreg-danube.eu/approved-projects/transdanube-travel-stories

https://www.facebook.com/travelstoriesproject

https://www.linztourismus.at/freizeit/linz-entdecken/aktivitaeten/donau/transdanube-travel-stories/

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