Klöster von Melk nach Pannonhalma
Das Kloster als Tourismus Magnet
Eine Eintrittsgebühr in der Wachau verlangen, dem UNESCO Weltkulturerbe zwischen Melk und Krems? Eine Eintrittsgebühr, damit man durch das Flusstal reisen darf, die Weinterrassen besehen, beim Heurigen einkehren und eine Bootspartie machen, die Burgen und Klöster besichtigen? Auch hier in der Wachau werden bereits mögliche Kontingentierungen an Besuchern diskutiert, aber: „Geht´s noch?“ ist man da im ersten Moment versucht burschikos auszurufen. Ja, wie lange geht es noch gut mit Besuchermassen, Kurzzeitgäste von den Schiffen, Autobuslenkung und Individualverkehr zur Hochsaison in der Wachau? Zur Zeit der Marillenblüte ist die Wachau kurzfristig quasi ausgebucht, im Sommer voller Ausflugs- und Flusskreuzfahrtsgäste und im Herbst wird massenhaft geradelt und gewandert. Die Besucherströme in der Wachau sind „unten an der Donau“ zu manchen Zeiten fast unüberschaubar. Busgruppen, Camper, Individualkulturtouristen, Kreuzfahrtgäste, Radfahrer – alle treffen in den engen Gässchen der Orte, entlang und auf der Donau aufeinander.
Eine wunderschöne und geschützte Natur- und Kulturlandschaft, die ihresgleichen sucht – aber wer will für diesen Genuss extra zahlen?
Ebenso viel los ist in den großen Klöstern Melk und Göttweig, zwei wahren touristischen Hot Spots in der Wachau. Moment mal. Kloster und Hot Spot, Einkehr und Bustouristen, Glaube, Rückzug und Selfie-Sticks? Passt das zusammen?
Scheint so, denn: Fahren Sie doch mal an einem schönen, klaren Herbsttag hinauf zum Stift Melk oder zum Stift Göttweig, die beide so unübersehbar und atemberaubend schön über der Donau thronen und – suchen Sie einen Parkplatz. Versuchen Sie durch die Besuchergruppen aus Europa und Asien, den Grüppchen aus Holland, den Campergästen aus Deutschland und den USA Reisenden, die eben dem Schiff entstiegen sind, zur Kassa durchzukommen. Ein sympathisches, fast babylonisch anmutendes Sprachengewirr, lautfröhliche Besucher mit Badges mit ihren Vornamen auf die Brust geheftet, bunte Fähnchen und Kopfhörer dominieren hier das Bild der beiden beliebten Ausflugs-Klöster. Stift Melk ist wahrscheinlich das einzige Kloster, das ich als Ausflugstourist besucht habe, ohne während meines Aufenthalts auch nur einem einzigen Mönch zu begegnen.
Österreichs Orden sind ein nicht wegzudenkender Kulturfaktor in Österreich, manche sogar wahre Touristenmagnete, deren Besucherströme perfekt gelenkt werden müssen, um nicht auch hier irgendwann sagen zu müssen: Achtung, Overtourism – wir müssen kontingentieren. Die Kirchen, Klöster, Bibliotheken, die Musik-, Autographen-, oder Kunst-Archive und für das Publikum geöffneten Museen mit Kunstwerken aus vielen Jahrhunderten – die bieten einen kulturellen Mehrwert für uns Reisende und werden von den Klöstern, die auch Wirtschaftsbetriebe sind, entsprechend vermarktet. Schon lange. Stift Admont in der Steiermark etwa mit der größten Klosterbibliothek der Welt oder Kremsmünster in Oberösterreich mit seinem Tassilo Kelch – unschätzbare Kulturgüter unser aller Vergangenheit lagern in unseren Klöstern.
Jene Klöster, Stifte und Abteien, die seit jeher als beliebte Ausflugsziele in Österreich firmieren, können es mit anderen Top Sights in Österreich unschwer aufnehmen. Stift Melk verzeichnete 2017 540.000 Besucher, nur getopped von der Basilika in Mariazell mit über 700.000 Besuchern. Die Museen des Stift Klosterneuburg und Stift Göttweig folgen mit 100.000 bzw. 94.000 Besuchern (Quelle: Kulturstatistik 2017 der Statistik Austria).
Gerade das Benediktinerstift Melk ist ein extrem wichtiger Faktor für den Tourismus in der Wachau, rund 43 Prozent der Besucher werden übrigens direkt von ihrer Flusskreuzfahrt hier herauf zur Besichtigung „gekarrt“. Bei der Organisation der Führungen muss man sich als Kloster um weltliche Dinge wie Schleusenzeiten, Baustellen und Stoßzeiten kümmern, um die mehrsprachige Ausbildung der Kulturvermittlung, das angeschlossene Stiftsgymnasium und vor allem: Die Erhaltung des Prachtbaus mit enorm hohen Investitionen. Kulturprogramme und Sommertheater sind bereits gängige Einnahmequellen. Dennoch: Die Erhaltung und Restaurierung von Bibliotheken und Archiven, barocken Fresken und Gartenanlagen allerdings können vielerorts finanziell fast nicht mehr gestemmt werden.
So öffnen sich viele Klöster für ihre Besucher und für neue Einnahmequellen – nicht nur über ihre Klostermuseen und Klosterläden. Als Unterstützung für uns, die wir Hilfe brauchen: Beim Nachdenken, beim Ruhe finden, beim Probleme lösen. Durch das Gespräch, das Mitbeten oder Diskutieren. Mit Yoga, Walking oder Meditation. Man bietet Pilgern für alle, Themenwege und Meditationspfade – in Deutschland arbeiten manchen Stifte bereits mit Virtual Reality Erlebnissen, so etwa das Benediktinerkloster Corvey in Paderborn.
Viele Klöster öffnen sich also für ein (neues) Publikum: Manche Klöster machen dies von jeher, da es in den Ordensregeln so festgeschrieben ist, manche müssen erst den Weg nach außen finden. Auch über die Sozialen Medien. Stift Heiligenkreuz im Wienerwald ist etwa Vorreiter bei der modernen Kommunikation. Die Brüder führen eigene Blogs, bei Messen kann man mit-twittern, die Brüder chanten für CD-Aufnahmen, haben ein eigenes Profi-Aufnahmestudio und eine Universität am Klosterrayon. Ein Kloster, das sich um Nachwuchs keine Sorgen zu machen braucht.
„Was suchen Sie? Was brauchen Sie?“ das sind die Fragen, die Gästen, Pilgern und Einkehren in unseren zahlreichen Klöstern oft gestellt werden. Kontemplation, Rückzug, Detox – digitales oder fastentechnisches. Die Zusatz-Angebote vieler Klöster neben Bibliotheksführung und Museumsbesuch werden immer alltagstauglicher. Kloster auf Zeit – das ist zwar immer noch den Männern vorbehalten, aber auch für Frauen sind die Klosterpforten fast überall für das neue Angebot geöffnet: Yoga, Fasten, Kräuterausbildung und Meditation. Es gibt nichts, was die Klöster entlang der Donau nicht irgendwie anbieten. Und auf das „Gastgeber Sein“ wird nirgends vergessen, einkehren geht immer: Die meisten Klostergasthäuser sind stets gewappnet für Bustouristen und hungrige Familien beim Sonntagsausflug.
Im niederösterreichischen Donautal mit der Ausflugskultur und der Wachau als UNESCO Weltkulturerbe sowie in Ungarn sind die Klöster schon lange auf interessierte Besuchermassen eingestellt und gewohnt, mit großen Menschenmengen und Busgruppen umzugehen. Overtourism auch bei den Klöstern? Manchmal ja.
Ein kulturell klösterlicher Streifzug durch das niederösterreichische Donautal bis in die Slowakei
Gerade im niederösterreichischen Donautal sind einige der bekanntesten und größten, aber auch besucherstärksten Klöster Österreichs angesiedelt. Doch auch das ungarische Benediktinerkloster Pannonhalma ist auf Besuchermengen bereits hervorragend eingestellt und modern organisiert.
Daran führt kein Weg vorbei. Das Kloster thront so atemberaubend schön am Donau Altarm und ist auch von der Westautobahn gesehen stets ein Augenschmaus. Kein Wunder, dass hier zur Hochsaison Bustouristen und Besucher der anlegenden Flusskreuzfahrtschiffe gleichermaßen als Gruppen die schönen Innenhöfe bevölkern. Das Stift Melk hat – touristisch gesehen – viel am Laufen: Konzerte, Sommertheater, Sonderausstellungen, Buchpräsentationen und das bekannte Event „Wachau in Echtzeit“, Orgelmusik und Matinéen. Diese Veranstaltungen ergänzen aber nur den eigentlichen Grund, warum man nach Melk kommt: Das Museum, die Innenhöfe, die Prunkräume, die Bibliothek und den wunderschönen Stiftspark sowie die hochbarocke Stiftskirche. Da sollte man schon mal 2 bis 3 Stunden Besuchszeit veranschlagen, rät Stift Melk. Mit ein, zwei Selfies im Park ist es da lange nicht getan.
Nur weil Mönche in Klausur leben, bedeutet das nicht, dass sie nichts von der Welt mitbekommen“, steht auf der Website des Benediktinerklosters hoch über der Donau – deshalb bloggt man hier auch. Besonders gut sieht man es übrigens von der neuen Landesgalerie in Krems und deren Dachterrasse aus. Kultur und Gastlichkeit stehen hier gleichermaßen im Vordergrund, wenn man als Besucher durch die Pforte tritt. Das Museum im Kaisertrakt, die Sonderausstellungen, die Stiftskonzerte und die Sammlungen – aber auch wegen des Klosterladens und der tollen Aussicht – kommt man hier herauf nach Göttweig. Und man ist selten alleine.
Das Augustiner Chorherrenstift, das einst unter den Römern direkt am Limes lag. „Glaube, Wein, Kultur. Wo sich Himmel und Erde begegnen“ ist die touristische Tagline des Klosters, das seine Themenführungen besonders gut aufbereitet hat. Ein Tagesticket umfasst etwa alle Führungen, die an diesem Tag angeboten werden inklusive Museum und Parkticket für 4 Stunden. Touristisch perfekt präpariert, wie ich finde. Special: Eine Führung im ältesten Weingut Österreichs, eben dem Stift Klosterneuburg. Raus kommt man wieder – im Weinshop bei den eigenen Weinen. Kann Schlimmeres passieren.
Einkehren im Kloster: Gasthäuser, Cafés und Restaurants
- Stiftsrestaurant Göttweig: Genießen mit Ausblick.
- Stiftsrestaurant Melk und Café im Pavillon: Modern und mit Aussicht.
- Stiftskeller Klosterneuburg: Catering und Feiern.
- Pannonhalma Stiftsrestaurant: Hypermodern innen wie außen. Toller Kontrast.
- Kloster Und in Krems: Als Location genial.
- Klostergasthof Heiligenkreuz: Das eigene Kloster-Dessert, die Cremeschnitte, ist bekannt in nah und fern.
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